Der erste Hajk
Ein Fahrtenbericht über die Sommerfahrt im Jahr 2025.
Drei Sipplinge, unsicher und doch entschlossen, ein neues Abenteuer zu erleben.
Wir: Niklas, Simon und Yaela aus der Sippe Camelopardalis vom Stamm Galaxias.
Es war unsere erste Sommerfahrt mit Hajk und wir hatten natürlich auch viele Fragen, zum Beispiel: Wie warm wird es? Wo schlafen wir? Laufen wir den ganzen Tag? Wo gehen wir aufs Klo? Kriegen wir überhaupt Essen? Und werden wir abnehmen? Diese Fragen konnten zwar größtenteils geklärt werden, aber wir wussten immer noch nicht alles. Wie auch? Wir hatten es schließlich noch nicht erlebt.
Dann kam schon der große Tag: Die Abfahrt von zu Hause. Der Tag, an dem das Abenteuer beginnen würde.

Mit dem FlixBus ging es nach Nordmazedonien, und eine Sache werden wir nicht so schnell vergessen: die kaputte Toilettentür, durch welche es natürlich auch die ganze Fahrt über stank. Zudem war die Toilettentür so eine alte, die zur Seite geklappt werden musste. Sprich, keiner wusste, wie diese Tür wieder verschlossen werden konnte. Auf der langen Fahrt hatten wir jedoch genug Zeit, dies zu analysieren und den Leuten anschließend dabei zu helfen. Unsere Gedanken während der Busfahrt: „Es stinkt!“, „Boah, jetzt bin ich aufgeregt“ und „Wann kommen wir endlich an?“
Je öfter wir Grenzen überquerten und an diesen immer wieder aussteigen mussten, wurde uns klar, dass wir Nordmazedonien immer näher kamen und es bald die letzte Grenze sein würde. Nach 25 Stunden Fahrt waren wir in Skopje, das nicht wie eine Hauptstadt aussah. Den Zug hatten wir uns für eine Hauptstadt auch anders vorgestellt. Dieser erinnerte uns viel mehr an den Hogwarts-Express. Als wir die Köpfe aus den Fenstern streckten, den ersten Flächenbrand sahen und vom ersten Käfer angegriffen wurden, war uns klar, dass das Abenteuer beginnt.
Als unsere Hüften schon auf dem kurzen Weg zum Lagerplatz schmerzten, wussten wir nicht, wie wir den Hajk überstehen sollten. Am Stammesabend fing es direkt mit einer Delikatesse an: Nudeln mit Pesto und Geschmacksverstärker (Röstaromen). Der Lagerplatz war von Bergen umringt, richtig schön, und die Angst vor der Hitze verflog beim Anblick der Badestelle „Laguna Babuna“ – wie auch die Zeit auf dem Lager.
Insgesamt haben wir sehr viel gemacht und erlebt. Das Highlight war natürlich das Dorffest mit Besuch von den Bewohnern des Dorfes, in dem wir unseren Lagerplatz hatten.





Da wir einer der wenigen Stämme waren, der nach dem Bundeslager hajkte, ging es am Abreisetag für uns direkt nach Slowenien in die Hauptstadt Ljubljana. In unseren Köpfen waren immer noch die Lieder vom Kleinkunstabend, die Probleme beim Hajken behandelten. Doch es fing erstaunlich gut an. Wir sind erst in der schönen Stadt herumgelaufen, bevor wir unsere Bahn zu einem kleinen Ort nehmen wollten. Von dort aus wollten wir loshajken. In der Stadt trafen wir dabei auf einen Geigenspieler, der Straßenmusik machte. Einen von uns erinnerte das direkt an „Die Fidel“, und das endete damit, dass wir zusammen mit ihm das Pfadfinderlied „Die Fidel“ sangen. Wir glauben, dass der Musiker Spaß mit uns hatte, auch wenn er dadurch vermutlich weniger Geld bekommen hat … Naja, passiert.
Nach unserem Stadtbesuch lief es aber schon nicht mehr so gut, denn unsere Bahn fiel aus. Als wir dann stundenlang den Schienenersatzverkehr suchten, fragten wir uns schon wieder: „Wie sollen wir den Hajk überstehen?“ Doch nach langem Warten konnten wir um 21:11 Uhr endlich einen Bus nehmen. Im Dunkeln suchten wir dann das erste Mal auf unserer Reise einen Schlafplatz und waren um Mitternacht an einem kleinen Fluss mit einer Hängebrücke und Wald drumherum angekommen. Erst am nächsten Morgen sahen wir diese beeindruckende Umgebung, und von da an war uns klar, dass wir sicherlich noch sehr viele schöne Landschaften und Orte wie diesen sehen werden.
In dieser Nacht holten wir unseren fehlenden Schlaf nach und aßen am nächsten Morgen, beziehungsweise eher Mittag, unser eigentlich geplantes Abendessen vom letzten Abend. Die nächsten Tage liefen wir dann unsere geplante Route ab, und spätestens ab dem dritten Tag hatten sich unsere Körper an das Gewicht und die Druckstellen der Rucksäcke gewöhnt. Das Essen war zum Glück überhaupt kein Problem; wir kochten sogar zweimal am Tag warmes Essen, welches abends eigentlich immer Spaghetti mit Pesto war. Wichtig anzumerken: Um wenigstens ein bisschen Abwechslung ins Abendessen zu bringen, wurde immer abgewechselt. Erst grünes Pesto, dann rotes und so weiter. Auch wenn das Abendessen nicht so viel Varietät geboten hatte, waren unsere Wege und Schlafplätze dafür oft sehr verschieden und spontan gewählt. Eine Ausnahme beim Essen waren die Käsenudeln, denn wir hatten an dem Tag nur einmal gekocht, also keine Spaghetti mit Pesto. Man sollte meinen, dass sich darüber gefreut wurde, doch der Topf mit den Käsenudeln ging nicht freiwillig leer. Sie waren verkocht. Und den Käse hatte man komischerweise auch nicht so richtig wahrgenommen. Aus irgendeinem Grund verursachten diese Nudeln, welche wohlgemerkt nach Stockbrotteig schmeckten (wenn man mal wieder zu ungeduldig ist und sich noch den halb garen Teig vom Stock klaut), als einziges Essen bei ein paar von uns Verdauungsprobleme.
Je mehr Blasen wir an den Füßen bekamen, desto mehr merkten wir, wie VIEL Strecke wir schon zurückgelegt hatten, und die Tage gingen erstaunlich schnell vorbei. Schon am Anfang wussten wir, dass es sich gelohnt hat mitzukommen, denn es machte wirklich viel Spaß. Oft waren wir ein bisschen nervig und haben natürlich auch so etwas gefragt wie: „Wie lange laufen wir noch?“. Da kam meistens sowieso nur die Antwort: „Zwei Kilometerchen“, und das nicht, weil es stimmte, sondern weil keiner Lust hatte, für uns nachzuschauen. Insgesamt brauchten wir oft etwas länger, zum Beispiel beim Wasserauffüllen oder wenn wir andere Pfadfinder trafen, denn bis alle nach unseren kurzen Pausen wieder aufgesattelt hatten, dauerte es.

Wegen ein paar Komplikationen ist Yaela sogar das erste Mal getrampt. Es gab sogar auch einen Pausentag, der gleichzeitig der Geburtstag unserer Sippenführung war. An diesem Tag wanderten wir nicht, und wir durften sogar bei einem alten Ehepaar im Garten schlafen. Die wohnten an unserem absoluten Lieblingsort vom Hajk, einem Badefluss, wo wir uns waschen konnten und von ungefähr 5 Meter hohen Klippen sprangen.
Das letzte Mal bei Leuten zu fragen, ob wir unsere Wasserflaschen auffüllen dürften, war auch nochmal ein Erlebnis. Zu dieser Zeit waren wir schon in Italien angekommen und hatten die Gastfreundschaft dort ziemlich unterschätzt. Wir bekamen nämlich nicht nur Wasser, sondern auch Softdrinks und deutsches Bier, Snacks, Wassermelone und Feigen. Wir haben bei ihnen im Garten geschlafen und durften die Toilette benutzen. Unsere Nudeln mit Pesto wurden uns in ihrer Küche auf italienische Art gekocht. Das erste Mal seit einer Woche aßen wir wieder richtig leckere Nudeln, die nicht auf dem Gaskocher gemacht wurden. Als ob das nicht genug gewesen wäre, haben sie uns auch noch unser ganzes Abschlussessen ausgegeben, ohne dass wir es zunächst verstanden hatten.
So konnten wir unsere letzte Nacht noch auf einem Campingplatz in der Nähe von Triest verbringen, was unseren letzten Tag deutlich luxuriöser gemacht hat. Wir konnten nämlich vor der langen Busfahrt am nächsten Tag noch einmal duschen, in der Hoffnung, dass es für die anderen Leute im Bus nicht so schlimm werden wird.


Abschließend können wir nur sagen, dass die Sommerfahrt ein riesen Erfolg war. Wir haben so viel erlebt und viele sehr nette Bekanntschaften gemacht. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr.